Samstag, 29. Dezember 2012

Fahrtabbruch wegen Süllrandbruch


Heute waren wir zu acht auf der Großen Enz. Da der Pegel üppig war (über 70cm Pegel Lautenhof) beschlossen wir in Enzklösterle einzusetzen. Die Einsatzstelle bei der Kälberbrücke ist hochkomfortabel.


Die Enz fließt dort oben ähnlich lebhaft wie auf der üblichen Strecke (alte Berichte), teils hat sie durchaus knifflige Stellen zu bieten. Der hohe Pegel sorgt dafür, dass hinter den umspülten Bäumen jede Menge Kehrwasser zu finden sind aber er begünstigt auch Wellen und Löcher, von denen es reichlich viele gibt.


Klemens und ich sind fast immer voraus gepaddelt. Ich war in Renés Prelude unterwegs und freundete mich immer mehr mit diesem kippeligen Rundbodenboot an. Querströmungen bewirken bei dem Boot - ganz anders als bei meinem Phantom - kaum etwas.


Das erste Wehr konnten wir noch hinunter rutschen (es muss auf Drahtseile geachtet werden, die an dem Wehr diagonal verspannt sind, so dass es nur im Mittelbereich befahren werden kann), die nachfolgenden beiden Wehre mussten umtragen werden.


An einer etwas verwinkelten Passage war es noch zu einer Dreifachkenterung gekommen, von der ich aber quasi nichts mitbekommen habe weil ich mit Klemens weiter unten auf die anderen wartete. Wir sahen von da aus nur wie leere Kajaks ans Ufer gelegt wurden. Klemens half mit Boote in ruhigeres Fahrwasser zu befördern.

Am dritten Wehr, der sonst üblichen Einsatzstelle machten wir eine kleine Pause.


Als es nach der Pause weiter ging paddelte ich munter vor. Die Wellen waren hoch, Wasser schwappte ins Boot, ich passte nicht auf, kam quer und kenterte onside weil mir der Paddelschaft entglitt und ich nicht stützen konnte. Nach 20 Metern war ich mit Boot und Ausrüstung am Ufer und saß bevor die anderen nach kamen wieder im Boot. Es ging weiter und erneut passierte mir nach kurzer Zeit genau das Gleiche. Wieder schwamm ich ein gutes Stück im kalten Wasser, sortierte mich und meine Ausrüstung und paddelte dann weiter. Und erneut kam in den hohem Wellen so viel Wasser über, dass ich an den Rand musste, beim Aussteigen hängen blieb und im kalten Wassser lag.


Jetzt erst merkte ich, dass am linken Süllrand an der Außenkante ein Stück Vinyl weg gebrochen war. Ich beschloss demoralisiert von den aneinander gereihten Kenterungen und der Erkenntnis, dass ich nun Renés Boot kaputt gemacht hatte die Fahrt abzubrechen. Das teilte ich Christian mit (die anderen waren schon weit voraus) und schleppte mein Boot die Böschung zur Straße hinauf, wo ich einen einigermaßen sonnigen Platz für uns fand.


Da saß ich nun und haderte mit meinem Schicksal, bedauerte René, dessen Boot ich nun ruiniert hatte und bibberte weil ich zu wenig Schichten unter meinen Trockenanzug gezogen hatte.

Inzwischen reime ich mir die Gründe für das Malheur so zusammen: Das Boot mit seinem Rundboden ist generell erstmal ungewohnt für mich, es nahm in den Wellen zu viel Wasser über und wurde schwer manövrierbar und mich schwächte der Aufenthalt im kalten Wasser zu sehr weil ich unpassend gekleidet war. Der Fahrtabbruch war nur vernünftig.


Da saß, stand und spazierte ich nun herum in der zunehmenden Kälte (die tief stehende Sonne wärmte nicht wirklich und verschwand zeitweilig hinter Wolken und Tannen). Nach gut zwei Stunden kamen die Autorückholer und ich bekam meine Klamotten. Die zog ich an um dann das ruinierte Boot auf Klemens' Auto zu laden als er zurück kam.

Jetzt habe ich ein zweites Reparaturprojekt. Ich biete René an, dass ich ihm das Boot abkaufe oder ihm zumindest ein angemessenes Schmerzensgeld bezahle. Wie ich den Schaden reparieren weiß ich schon aber ich warte mal René's Reaktion ab. Der eigentliche Süllrand liegt beim Prelude innen. Der ist erfreulicherweise unversehrt. Es ist also kein struktureller Schaden aber gerade für Linkspaddler wie René und mich ist es dringend erforderlich, dass der Süllrand an der Stelle keine scharfen Kanten aufweist.


Nachtrag:
Als wir am Samstag auf der Enz paddelten wußten wir nicht, das Tags zuvor im Bad Wildbad ein Ertrunkener aus dem Fluss geborgen wurde. Für uns Paddler mit unseren Schwimmwesten und der richtigen Bekleidung ist es schwer nachzuvollziehen, dass man in so einem Fluss ertrinken kann. Wer diese Schutzbekleidung nicht trägt hat keine langen Überlebenschancen. 

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