Sonntag, 20. Juni 2010

Schmeie statt Rissbach

Eigentlich wollten Klemens, Anita und ich ja gestern die übrigen Paddelfreunde bei ihrer Ausfahrt an die Obere Isar und den Rissbach besuchen (ähnlich wie die Spontantour zum Lech im Mai). Aber als die Wetteraussichten immer widriger wurden haben wir abgesagt und als die Paddelfreunde dann die ganze Tour absagten weil Wetter- und Wasserbedingungen nicht mehr richtig paddelfreundlich waren mußten wir uns ein Alternativprogramm einfallen lassen. So kam die Freitägliche Steinlach-Befahrung zustande und in der darauf folgenden Nachbesprechung im Tübinger "Herzog Ulrich" brachte Claudius den Vorschlag auf die Schmeie, die von Albstadt nach Sigmaringen fließt (wo sie in die Donau mündet) zu paddeln zumal die aufgrund der Regenfälle der letzten Tage hinreichend Wasser hatte.
Wir trafen uns also zu zehnt am Samtagmorgen gegen 9:30 Uhr am Bootshaus beluden drei Autos mit Booten, fuhren mit vieren nach Straßberg an die Einsatzstelle und starteten - nachdem die Autos umgesetzt waren und wir Wartenden gründlich durchgefroren waren - unseren 13km-Abschnitt für den wir letztendlich über sechs Stunden benötigen würden. Das klingt strapaziös und das war es auch aber es war auch eine wunderschöne Tour - dem anfänglichen Regen zum Trotz. Gegen Ende schien dann sogar die Sonne.
Wir teilten uns so auf, das wir drei Canadierfahrer (Claudius, Klemens, ich) mit zwei Kajaks (Anita, Liesl) vorne weg das Räumkommando machten während die Kajakgruppe (Lutz, Roland, Uli, Mac und Maja) die zweite Gruppe bildeten.
Wir trafen auf zahlreiche natürliche und menschgemachte Hindernisse. Die natürlichen räumten wir anfangs - wo das ging - noch mit Säge und roher Gewalt aus dem Weg, die menschgemachten hätten wir auch häufig gerne beseitigt denn die schmalen Eisenstege über den Fluss dienen oftmals offensichtlich keinem Zweck mehr sind aber so niedrig installiert, dass man unter den wenigsten mit dem Boot hindurch kommt.





Die Anzahl der Umtragungen auf dieser Strecke lässt sich nicht mehr rekonstruieren aber sie liegt im zweistelligen Bereich und die erste Zahl kann durchaus eine Zwei sein. Oftmals mussten wir durch hüft- bis schulterhohe Brennesselfelder waten, quer liegende Bäume überwinden und sind in Mulden und Gräben eingebrochen. Es war wunderbar!
Viele überwucherte Flussabschnitte sind wir aber auch gefahren - immer vorsichtig vorausschauend ob das denn auch wirklich geht. Wir wechselten uns im Vorausfahren ab und gaben stets Signale wenn ein Hindernis erschien. Einmal beim Zurseitedrängen eines Asts, von dem ich sicher war, dass er brechen würde, wäre ich beinahe gekentert - der Ast hielt stand. Zwei kleinere Kentermaleure waren zu verzeichnen, zwei gloriose Rollmanöver (das von Mac sogar im "Schleudergang") aber bei keinem Mal gerieten wir in eine wirklich brenzlige Situation.
So arbeiteten wir uns den durchaus flott aber nie reißend fließenden Fluss immer weiter hinab, machten auch mal eine Vesperpause als uns die nachfolgende Gruppe einholte und genossen - da wo das Tal weiter wurde - die wunderschöne Landschaft. Ab und an säumten große Felsen (teils garstig unterspühlt) den Fluss, häufig ging es durch Wiesenlandschaft und immer wieder durch kleine Waldstücke, die das eine oder andere Baumhindernis bereit hielten.

Es war kurz nach 18:00 Uhr als wir in Oberschmeien ankamen, das dortige Wehr begutachteten, uns umzogen und die Autos beluden. Klemens und Anita fuhren direkt nach Hause (und versorgten mein dreckiges Boot - es lagen Unmassen kleiner Zweige, Blätter und Moospartikel auf den Luftsäcken, die ich heute Nachmittag noch wegspülen muss - Vielen Dank!) und wir restlichen Acht gingen zum Essen in eine Dorfkneipe in Unterschmeien wo wir irgendwann händeringend bzw. -reibend um den Tisch versammelt saßen. Die Hände juckten jetzt nämlich entsetzlich (das tun sie bei mir noch heute) weil sie doch immer wieder mit den Brennnesseln in Kontakt gekommen waren. Hatte das kalte Wasser noch das Jucken unterdrückt, wurde es uns jetzt um so bewusster.
Das Essen mundete, die Fahrt wurde eifrig besprochen und bis wir wieder in Tübingen waren wurde es schon dunkel.
Die Schmeie hat sich als würdige Alternative zum Rissbach erwiesen - auch wenn ihr Charakter ein ganz anderer ist.
Ich habe wieder mal massig Bilder gemacht, die Hälfte wegen Verwackeln aussortiert und sie - zusammen mit denen, die Klemens und Claudius mir gestern aben noch geschickt haben (Vielen Dank!) - in einem Webalbum abgelegt.

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